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Sauli Laitinen

Sauli Laitinen

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„Nur begründetes Design“ – eine Philosophie zur Förderung von Innovationen

Das Leitmotiv der Designabteilung von Vaisala lautet „Nur begründetes Design“. Es klingt offensichtlich, aber was die Abteilung wirklich meint, ist „Design nur aus triftigem Grund“. Denn man ist der Meinung, dass zu viele Unternehmen ihren Produkten Merkmale hinzufügen, die keinen Mehrwert für die Kunden bringen.

Als Head of Design beim finnischen Messtechnikunternehmen Vaisala spielt Sauli Laitinen eine wichtige Rolle bei der Bewahrung und Optimierung des langjährigen Rufs des Unternehmens für Qualität und Innovation. Eine große Verantwortung, könnte man meinen, für jemanden mit zwei Abschlüssen in Psychologie. Aber Sauli Laitinen möchte darauf hinweisen, dass gutes Design auf fundiertem Wissen über das Kundenverhalten basiert. Nach 14 Jahren Tätigkeit in der Forschung und Entwicklung bei Vaisala sagt Sauli Laitinen: „Ich habe das Glück, in einer ‚Ideenfabrik‘ zu arbeiten, was heute genauso spannend ist wie zu Beginn meiner Anfänge.“ Deshalb nutzten wir diese Gelegenheit, um ihn zu fragen, wie wichtig Produktdesign bei Vaisala ist, wie es sich auf die Firmenmarke auswirkt, und warum es heißt „Nur begründetes Design“.

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UX team

Neugier 

Die Geschichte von Vaisala reicht bis in die 1930er Jahre zurück, als der Firmengründer einige der Funktionsprinzipien einer Radiosonde erfand. Neugier, der Wunsch, sich Herausforderungen zu stellen, und eine außergewöhnliche Fähigkeit zur Innovation bleiben der Kern des Unternehmens. Heute ist dieser Fokus auf Innovation so stark wie eh und je und hat die Entwicklung einer breiten Palette von Messtechnologien ermöglicht, um aktiv zur Verbesserung der Welt beizutragen. Vaisala beschäftigt etwa 1 900 Mitarbeiter und exportiert mittlerweile 98 % seiner Produktion in über 150 Länder.

Form folgt  Funktion

Design ist natürlich entscheidend für jeden Betrieb, der neue Produkte entwickelt und herstellt. Für Vaisala ist Design jedoch etwas Größeres; es definiert das gesamte Unternehmen. Beim Entwurf von Produkten fragen sich Vaisala Designer*innen: „Fühlt sich das wie ein Vaisala Produkt an?“ Dabei bewerten sie nicht nur das äußere Erscheinungsbild, obwohl das an sich schon wichtig ist, sie fragen sich auch, ob das Produkt die Kundenanforderungen sowie die höchsten Standards in Bezug auf Genauigkeit, Zuverlässigkeit, Langlebigkeit und Benutzung erfüllt. Wie Sauli Laitinen beschreibt: „Unsere Kunden erwarten, dass unsere Produkte die besten auf dem Markt sind, also dürfen und werden wir sie nicht  enttäuschen.“

Es gibt keine schlechte Idee

Die Philosophie des Designteams ist es, über den Tellerrand hinauszuschauen; zuversichtlich in dem Wissen, dass niemand dafür kritisiert wird, „das Unmögliche zu träumen“.

Ideen für neue marktführende Produkte können aus verschiedenen Richtungen stammen. Alle müssen jedoch etwas bieten, das derzeit nicht verfügbar ist, und sie müssen die Probleme der Kunden besser lösen als jedes andere Produkt. Das Leitmotiv der Vaisala Designabteilung lautet „Nur begründetes Design“. So ergibt sich keine Gelegenheit, Designanstrengungen für Arbeiten zu verschwenden, die für Kunden keinen Mehrwert bringen. „Allzu oft“, erklärt Sauli Laitinen, „entwickeln Unternehmen Produkte oder Produktmerkmale, die keinen wirklichen Zusatznutzen für Benutzer*innen schaffen. Dies kann passieren, wenn Designer*innen keinen Kundenkontakt haben. Wir bemühen uns daher sehr, sicherzustellen, dass alle unsere Produktkandidaten vollständig nutzungsorientiert und für ihren Anwendungszweck konzipiert sind.“

Die Ermittlung von Problemen, die es zu lösen gilt, erfordert Können.

Für Vaisala bedeutet dies, dass Produkt- und Anwendungsexpert*innen Kunden vor Ort besuchen und sich einen Überblick über deren Arbeitsabläufe verschaffen. Sauli Laitinen erzählt: „Wenn man die Leute nur fragt, was sie wollen, besteht das Risiko, dass man nur die halbe Wahrheit erfährt. Deshalb ist es wichtig, sie bei ihrer Arbeit zu beobachten, die richtigen Fragen zu stellen und versteckte Bedürfnisse herauszufinden. Forscher*innen müssen daher über Kunden und ihre Geschäftsabläufe genau Bescheid wissen. Eine Schlüsselkompetenz ist die Kombination aus Anwendungskenntnissen und der Fähigkeit, Antworten auf Fragen zu geben, von denen Kunden nicht einmal wussten, dass sie sie haben.“

Im Gespräch mit Sauli Laitinen war interessant festzustellen, dass er nie die Konkurrenz erwähnte. Auf unsere Frage nach dem Grund sagt er: „Wer branchenführend sein will, muss sich natürlich ständig selbst messen. Aber aus Sicht des Produktdesigns und der Produktentwicklung macht es keinen Sinn, Mitbewerbern hinterherzulaufen. Wenn man das tut, bleibt man zurück. Deshalb stehen wir im ständigen Dialog mit unseren Kunden – auf der Suche nach Möglichkeiten, ihre Erwartungen zu übertreffen und den Markt zu revolutionieren.“

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UX miro board

Ideenfabrik 

Neue Produktideen werden in multidisziplinären Workshops mit Mitarbeiter*innen aus unterschiedlichen Abteilungen eingebracht. Sauli Laitinen betont die Bedeutung dieser Tatsache: „Wir müssen jeden Kundenkontaktpunkt im Produktverlauf berücksichtigen, was mehr als nur dessen Betrieb bedeutet. Dies umfasst auch Herstellung, Verpackung, Transport, Montage, Konfiguration, Wartung, Kalibrierung und Entsorgung oder Recycling. Jede Phase im Produktverlauf wird geplant, damit das Designteam potenzielle Probleme vorhersagen und verhindern kann.“

„Wir müssen auch diese versteckten Verbesserungsmöglichkeiten ermitteln. Wenn beispielsweise ein Kunde derzeit eine Aufgabe mit zwei Personen in einem festgelegten Zeitraum durchführt, könnte das Ziel des Designteams darin bestehen, es einer Person zu ermöglichen, dies in einem Bruchteil dieser Zeit zu erledigen.

Während des gesamten Entwurfsprozesses fragt sich das Team weiterhin, ob das Produkt ein tatsächliches Kundenproblem löst und ob es sich immer noch wie ein Vaisala Produkt anfühlt. Wenn eine Idee diese Tests besteht, werden Skizzen und Simulationen zur frühen Validierung des Konzepts  erstellt.“

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indigo design

Simulationen werden danach bewertet, wie effektiv sie das Problem eines Kunden lösen; wie weit die Lösung umgesetzt würde; wie angenehm die Benutzungserfahrung wäre; wie das Produkt zusammengebaut oder konfiguriert würde; wie Genauigkeit und Zuverlässigkeit sichergestellt werden können; und wie gut das Produkt aussehen und sich anfühlen wird. Alle diese Bewertungen beziehen sich auf die Perspektive der Benutzer*innen, aber es ist auch notwendig zu gewährleisten, dass das Produkt die Anforderungen und Erwartungen des Kunden erfüllt. Dies kann Überlegungen wie Serviceanforderungen, Langlebigkeit, Preis, Lebensdauerkosten, Materialien und Lieferzeiten betreffen.

„Die frühen Phasen der Ideenfindung und -bewertung machen großen Spaß“, kommentiert Sauli Laitinen. „Aber sobald ein Produktkandidat die Phase der Konzeptbewertung bestanden hat, wird es schnell ernst.“

„Unsere Spezifikationen verstehen wir als Leistungsversprechen“

Zusätzlich zu den Bewertungen werden alle Produkte getestet, um ihre Zuverlässigkeit, Haltbarkeit, Stabilität und Genauigkeit unter allen möglichen Bedingungen zu überprüfen. Das heißt, dass Produkte über die Erwartungen der Kunden hinaus getestet werden müssen. „Unsere Spezifikationen verstehen wir als Leistungsversprechen. Deshalb testen wir unsere Designs rigoros und wiederholt, um sicherzustellen, dass wir dieses Versprechen einhalten können“, betont Sauli Laitinen.

Entwurf der intelligenten Indigo Produktfamilie

Die Vaisala Indigo Produktfamilie industrieller Messinstrumente hat sich in den letzten Jahren als Ergebnis einer Reihe von Produktentwicklungsprogrammen mit gemeinsamen Zielen entwickelt. Dabei wurden jeweils spezifische Kundenprobleme gelöst. Indigo ist ein hervorragendes Beispiel für vernetztes Denken in der Vaisala Ideenfabrik. Schon früh erkannte das Team, dass die Harmonisierung einer Vielzahl von Produkten als modulare Produktfamilie gleichzeitig eine Reihe wichtiger Kundenanforderungen erfüllen würde.

Die übergeordneten Ziele der Entwicklungsarbeit bestanden darin, einen kontinuierlichen Datenfluss zu ermöglichen und so Prozessausfälle zu vermeiden und Datenvisualisierung zu verbessern. Nach einem umfangreichen Entwicklungsprogramm ist es nun möglich, alle wichtigen Parameter von Vaisala mit Technologien aus der modularen Indigo Produktfamilie zu messen. Die Serie wird regelmäßig durch neue Produkte erweitert.

Das Indigo Produktsortiment umfasst intelligente, austauschbare, eigenständige Messsonden und optionale Sender, die alle mit der PC-Software Vaisala Insight konfiguriert werden können. Die Indigo-kompatiblen Sonden messen wichtige Parameter wie Feuchte, Temperatur, Druck, Taupunkt, CO2, H2O2 oder Feuchte in Öl. Bedeutend ist, dass jede der intelligenten Sonden als eigenständiges Gerät eingesetzt werden kann, was den Kunden Mobilitätsvorteile bietet. Ein entscheidender Vorteil besteht darin, dass Verfahren kontinuierlich betrieben werden können, da jede der Sonden im laufenden Betrieb gegen eine andere ausgetauscht werden kann.

Zusammenfassung

Die Designphilosophie von Vaisala lässt sich in drei Worten zusammenfassen: aufschlussreich, umfassend und unverfälscht. Aufschlussreiche Entwicklungsprogramme basieren auf fundiertem Wissen über Kundenanforderungen, kombiniert mit der Entschlossenheit, innovative Lösungen zu finden. Die Lösungen müssen umfassend sein. Das heißt, dass sie Software und Hardware enthalten können und in der Nutzung aufeinander abgestimmt werden müssen. Dabei sollen neueste Technologien zum Einsatz kommen, um potenzielle Benutzer*innen sowohl zufriedenzustellen als auch zu begeistern. Nicht zuletzt muss das neue Produkt unverfälscht sein. Es muss also als Vaisala Produkt erkennbar und zuverlässig sein. Darüber hinaus muss es für einen tatsächlichen Kundenbedarf ausgelegt sein und mit wesentlichen Merkmalen wie Genauigkeit und Zuverlässigkeit langfristig die höchsten Standards im Markt setzen.

Schließlich haben Werbetricks in der Vaisala Ideenfabrik keinen Platz, da es nur begründetes Design gibt.

Sauli Laitinen

Sauli Laitinen

Head of Design

Vaisala

Sauli Laitinen ist Psychologe und hat sich auf nutzungsorientiertes Produkt- und Servicedesign spezialisiert. Zusammen mit dem Designteam von Vaisala unterstützt er das Unternehmen dabei, neue Geschäftschancen zu erkennen und diese mithilfe von Entwurfsdenkansätzen und Designertools in führende Produkte und Dienstleistungen umzusetzen.

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