Olli Sipilä, CEO von Gasgrid Finland, über die Zukunft des Gases Biogas Innovationen und Inspirationen Es ist keine einfache Aufgabe, sauberere und umweltfreundlichere Energie für eine Welt mit zunehmendem Strombedarf zu sichern. Gas eröffnet eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Reduzierung von Kohlenstoff und anderen Emissionen. Um jedoch zu einer ausgewogenen Kreislaufwirtschaft zu gelangen, sind langfristiges Denken und Informationsaustausch erforderlich. Olli Sipilä, CEO von Gasgrid Finland, befasst sich mit zukünftigen Trends in der Gasindustrie. Der Ansporn zur Dekarbonisierung nimmt mit steigendem Energiebedarf weltweit zu. Die Umstellung von Kohle auf Gas hat in den letzten Jahren zu weniger CO2-Ausstoß geführt, und dieser Trend setzt sich fort. Diese Veränderung wird auch dazu beitragen, andere Emissionen wie NOx, SOx und Feinstaub zu reduzieren, was im Hinblick auf eine rasche Verstädterung besonders wichtig ist. Die globale Industrie für Flüssigerdgas (Liquefied Natural Gas, LNG) hat neue Gasquellen sowie neue kommerzielle und physische Liquidität erschlossen. Kunden werden dabei unterstützt, ihre Portfolios besser zu optimieren, um sich vor Unsicherheiten zu schützen. Langfristig muss der Gassektor jedoch dekarbonisiert werden. Vor etwa drei bis fünf Jahren ging es beim Ansporn zur Dekarbonisierung nicht mehr hauptsächlich um das Markenimage oder eine bestimmte Produktstrategie, sondern um den allgemeinen Wettbewerbsvorteil und das Management strategischer Risiken. Immer mehr Unternehmen veröffentlichen Dekarbonisierungsstrategien, und die wegweisenden Beteiligten, die den Trend angeführt haben, sammeln jetzt die Früchte ihrer Arbeit. Wir befinden uns immer noch in unbekannten Gewässern mit viel Entwicklungsbedarf, aber das ist in einer Zeit intensiven Wandels immer der Fall. Vorteile von Gas gegenüber anderen sauberen Energiequellen Das Interesse an Power-to-X und Wasserstoff als Energiequellen hat rasant zugenommen. Solar und Wind sind – oder werden es bald sein – die kostengünstigsten sauberen Energiequellen, und Onshore-Wind ist bereits die wettbewerbsfähigste Stromquelle für Neubauten in den nordischen Ländern. Leider sind diese neuen Quellen aber nur zeitweise auftretend, wodurch Lagerung und Flexibilität erforderlich sind. Die besten Produktionsstätten befinden sich oft weit entfernt von dem Ort, an dem die Energie benötigt wird. Angesichts des enormen Lager- und Übertragungsbedarfs wird die Nutzung vorhandener Infrastrukturen und die Sektorintegration zu einer interessanten Gelegenheit. Beispiel: Eine Bäckerei in Frankreich möchte Biogas kaufen, um sicherzustellen, dass ihre Produkte zu 100 % nachhaltig sind. Ein Ort zur Erzeugung von Biogas in Europa könnte Finnland sein. Aber wie bringen Sie in diesem Fall die Nachfrage mit dem Angebot in Einklang? Die Antwort liegt in der technischen und kommerziellen Messung und Weitergabe von Informationen. Es wird eine wachsende Vielfalt von Gasen geliefert, darunter Biogas, sauberes synthetisches Gas, Wasserstoff, Erdgas (mit oder ohne CCS/CCU), LNG und Flüssigbiogas (LBG). Einige Kund*innen benötigen 100 % Methan und andere akzeptieren 20 % Wasserstoff als Teil ihrer Gaszusammensetzung. Es gibt auch verschiedene chemische Auswirkungen auf Infrastrukturen, die durch unterschiedliche Gasgemische verursacht werden. Deswegen sind hochwertige Messungen wichtig, um ein gutes Asset Management sicherzustellen. Angebot und Nachfrage werden in zukünftigen Energiemärkten stärker eingebunden: Eines Tages wird es besser sein, Gasmoleküle im Transportwesen, für Heizsysteme oder als Backup für das Stromsystem zu nutzen. Dies bietet viel Potenzial für zuverlässige, kostengünstige und vielseitige Messprozesse. Vorteile von Kreislaufwirtschaft durch langfristiges Denken Viele Unternehmen haben in der Vergangenheit erste Erfolge erzielt, indem sie sich auf Umweltprobleme und die Effizienz der Lieferkette konzentriert haben, z. B. das Recycling und die Reduzierung verschwendeter Ressourcen in ihren Betriebsabläufen. Von nun an wird es viel schwieriger, verschiedene Lieferketten mit Herausforderungen in Bezug auf Standorte, Zeiten, Mengen und Substanzen zu integrieren. Das gesamte Kreislaufwirtschaftssystem muss für alle Beteiligten kontinuierlich im Gleichgewicht bleiben. Entscheidend ist, langfristig zu denken und Informationen zwischen den Beteiligten auszutauschen. Ein interessantes Gebiet sind lokale oder regionale Biogasökosysteme, in denen landwirtschaftliche Betriebe Biogaserzeugern Rohstoffe zur Verfügung stellen und im Gegenzug Biogas und Düngemittel erhalten. Überschüssiges Biogas kann dann an andere Benutzende verkauft werden. Zusätzlich zu den Umweltvorteilen bringt dies einen echten Mehrwert für die lokale Wirtschaft und sogar für die Versorgungssicherheit auf nationaler Ebene. Gasgrid Finland: Auf dem Weg zur CO2-Neutralität, selbst in noch nie da gewesenen Zeiten Gasgrid Finland ist ein Gasleitungsnetzbetreiber der finnischen Regierung, der Infrastruktur und einen Marktplatz für Kapazitäts- und Biogaszertifikate bietet. Unser Ziel ist es, das kundenorientierteste, zuverlässigste, effizienteste und transparenteste Gasunternehmen zu sein, das es Gesellschaften ermöglicht, schnell, sicher und kosteneffizient zu dekarbonisieren. Unser erster Schritt besteht darin, den finnischen Gasmarkt zu öffnen und weiterhin die Integration in einigen der fortschrittlichsten regionalen Gasmärkte der baltischen Staaten voranzutreiben. Die derzeitige globale Pandemie ist eine außergewöhnliche Situation mit sehr unterschiedlichen Auswirkungen auf Industrien und Unternehmen. Die Energiewirtschaft wird als kritische Infrastruktur für die Gesellschaft eingestuft, und es ist wichtig, die nationale Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Wir bei Gasgrid Finland verfügen über einen Plan zur Vorbereitung auf Pandemien und haben Schutz- und Alternativmaßnahmen ergriffen, um sicherzustellen, dass kritische Bereiche unserer Betriebsabläufe weiterhin ordnungsgemäß funktionieren. Wir haben zwei Prioritäten: die Sicherheit unserer Mitarbeiter*innen und Partner*innen sowie das Funktionieren des Energiesystems als Teil der Gesellschaft. Olli Sipilä ist CEO von Gasgrid Finland, dem Gasleitungsnetzbetreiber von Finnland. Er ist auch Vorstandsvorsitzender von Baltic Connector Oy. Neben seiner Erfahrung im Gassektor umfasst sein Wissen die gesamte Wertschöpfungskette der Energiewirtschaft, von Energieressourcen bis hin zu großen Energieverbrauchern. In den letzten 15 Jahren war er an verschiedenen Marktentwicklungsprozessen und Umstrukturierungen sowie an der Entwicklung und Transformation der Strategien verschiedener Organisationen in Richtung klimaneutraler Energiesysteme beteiligt. Olli Sipilä arbeitete zuvor bei Pöyry, Deloitte und ABB. Wie setzt sich Vaisala für CO2-Neutralität bei Gasen ein? Weitere Informationen darüber, wie Sie den Wert von Abfall steigern, finden Sie unter www.vaisala.de/biogas.